393. Freijäger.

[348] Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war auf dem Dörrhof bei Rauenberg ein Jäger, der, weil er die drei Freischüsse gethan, alles, was er wollte, schießen konnte. Die Freischüsse that er so, daß er auf ein Tuch knieete und das erste Mal gegen die Sonne, das zweite Mal[348] gegen den Mond, das dritte Mal gegen Gott schoß, wobei vom Himmel drei Blutstropfen auf das Tuch fielen. Nachdem er gestorben, ging er, sogar am Tage, im Wald beim Dörrhof in seiner Jägerkleidung, mit Gewehr, Büchsenranzen und Jagdhund um. Durch den Schinder1 vom Laukenhof wurde er in einen Sack beschworen, in die obere Klinge zwischen Grünenwörth und Mondfeld getragen und dort unter einen Felsen gebannt, der die Schneiderskammer heißt. Seit dieser Zeit wird die Klinge vom Vieh gemieden; auch ist schon daselbst bei Nacht ein schwarzer Mann gesehen worden.

Fußnoten

1 Nicht Schieder, wie im Anzeiger v. 1838 Seite 224 verdruckt ist.


Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 348-349.
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