[231] Lucinde und Kätchen treten auf.
KÄTCHEN.
Denk'! ich bin eingeladen, Lützel![231]
LUCINDE.
Wo?
KÄTCHEN.
Zum Faust im Auerbach'schen Keller.
LUCINDE.
So?
Vom blinden Juden Mendel wohl?
KÄTCHEN.
Warum
Von ihm nun eben?
LUCINDE.
Bist Du so dumm,
Das nicht einmal, Du Schneegans, zu verstehen?
Charmirst Du jemals Juden selbst, die sehen?
KÄTCHEN.
Das soll wohl wieder eine Spitze seyn?
Glaubst Du, ich merk' es nicht? – Ich bin zu fein.
LUCINDE lacht höhnisch.
Ja, fein Du – wie Dein Hemd!
KÄTCHEN.
Mein Hemd ist gut!
LUCINDE.
Ich glaub', es ist von Hanf.
KÄTCHEN.
Dein Uebermuth
Wird bald die Schuh' ausziehn, und baarfuß gehn!
Dein Keit –
LUCINDE.
Was der?
KÄTCHEN.
Fängt an, nach mir zu sehn.
LUCINDE.
Was sich das Ding einbildet! Als ob noch
An ihr etwas zu sehen wär! – Du Conterfei
Von dürrem Schafsgerippe! Vogelscheu!
KÄTCHEN empfindlich.
Sag was Du willst, Vollmond! er liebt mich doch.
Der lacht am besten, der zuletzt – gieb Acht,[232]
Wer von uns Beiden noch am letzten lacht!
Du wirst am Ende noch vor Neid vergehn –
Keit hat mich eingeladen. Mach nur Mienen!
Es hilft Dir nichts. Bei Fausten wirst Du sehn,
Auf welchem Fuß wir mit einander stehn!
LUCINDE gedankenvoll.
Er ist vernarrt in Trümmern und Ruinen –
Das wußt' ich lange – Sollt' es möglich seyn!
Zu Kätchen.
Geh, Hexenhälfte, laß mich hier allein!
Kätchen geht langsam ab.
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