123. Der Teufelswinkel bei Wittenburg.

[109] An der Scheide zwischen Wittenburg und dem Dorfe Dreilützow ist eine sumpfige, früher mit Busch bewachsene Gegend, durch welche die alte Landstraße nach Schwerin führt. Diese Stelle hatte sich der Teufel zu seiner Behausung ausersehen, wo er, sobald es dunkel wurde, die Wanderer oder die in der Nähe in den Wiesen und auf dem Acker arbeitenden Leute neckte und beschädigte. Der Ort heißt darum noch jetzt, wie früher, der Teufelswinkel. Ein angesehener Ackerbürger der Stadt, welcher in der Nähe Wiesen besaß, aber seine Leute hier nicht bis zum Untergange der Sonne bei der Arbeit halten konnte, kam auf den Gedanken, den Teufel einzufangen. Dieser Mann lebte im vorigen Jahrhundert und hieß Paul August Möller. Um seinen Vorsatz auszuführen, ließ er durch seine Frau eine Partie schöner Pfannkuchen backen und legte diese ganz unten in einen großen Hopfensack, welchen er dann gegen Abend an dem Orte offen ausspannte. Der Teufel, durch den Geruch angelockt, kroch hinein. Kaum aber war dies geschehen, als Möller den Sack zuzog und seine in der Ferne harrenden Leute herbeirief, durch welche nun der Sack nebst Inhalt nach einer bereits vorher gegrabenen tiefen Grube geschleppt, hineingesenkt und mit Erde verschüttet wurde.


J.G.C. Ritter bei Niederh. 2, 194 f; vgl. Nr. 121.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 109.
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