246. Der Spuk bei Bargenstorf.

[193] Ein Bauer in der Gegend von Stargard fuhr eines Abends noch in die Stargarder Mühle und ließ Korn mahlen. Auf dem Heimwege singt er das Lied ›Nun ruhen alle Wälder.‹ Wie er zu der Stelle gekommen ist:


Mein Augen stehn verdrossen,

Im Hui sind sie geschlossen,


ist er gerade bei der Brücke angekommen, die an der Grenze zwischen dem Stargardischen und Bargenstorfer Felde liegt. Da fährt eine Stimme dicht dabei fort zu singen:


Wo bleibt dann Leib' und Seel',


hält aber bei diesen Worten inne. Den Bauer überfällt eine namenlose Angst, er macht, daß er nach Hause kommt und erzählt dem Pastor in Stargard das Erlebte. Dieser räth ihm, wenn er wieder einmal des Weges fahre, dieselben Worte zu singen und wenn dann wieder jene Stimme einfalle, mit den Worten des Liedes weiter zu singen. Das geschah denn auch bald und richtig fiel die Stimme wieder ein; der Bauer aber fuhr fort:


Nimm sie zu deinen Gnaden,

Sei gut vor allem Schaden,

Du Aug' und Wächter Israel.


Kaum hatte er geendet, da rief die Stimme ›Nun bin ich erlöst.‹ Seitdem hat man dort nie wieder etwas gehört.


F.C.W. Jacoby bei Niederh. 2, 135ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 193-194.
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