80[45] a.

Ehe die Mutter nach der Kirche geht, beugt sie sich über die Wiege nieder und betet leise ein Vater Unser über dem Kinde.[45] Wenn sie dann aus dem Hause tritt, sieht sie sich um nach einem Steine (gewöhnlich wird ein solcher vor die Thür gelegt) und diesen stößt sie mit dem Fuß über den Weg, um von dem Kinde alles Unglück abzuwenden. Nach der Taufe geht sie mit den Gevatterinnen dreimal um den Altar, gibt darauf dem Prediger einen Pegel Branntwein und eine Semmel und ebenso geben ihm die Gevatterinnen einen halben Pegel und einen Hälling Semmel und dann gehts nach Hause. Hier zieht sie ihr Sonntagskleid aus und legt es über die Wiege, wodurch sie alles Unheil von dem Kinde abwendet.


Gegend von Woldegk. NG. 262.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 45-46.
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