405.

[108] Geschwüre wegbringen und andern Leuten zuwenden. Man nehme ein Stück Geld und einen neuen leinenen Lappen und lege es stillschweigend auf das offene Geschwür, daß Eiter dran komme und werfe das Ganze an einen belebten Ort. Derjenige, der es findet und aufnimmt, wird voller Schwären und weiß doch nicht, woher er sie hat. Man kann auch das Stück Geld oder den Lappen unter eines Andern Thürschwelle stecken, oder auf Wagen, Acker werfen, wer dann zum ersten über die Thürschwelle geht, oder auf den Wagen steigt oder Acker tritt, bekommt die Geschwüre. Item, man nehme stillschweigend eine Nadel, thue sie in die Eiterbeule, daß von der Materie etwas dranklebe und gehe vor Aufgang oder nach Niedergang der Sonne hinaus und stecke sie in einen Baum. Der erste Vogel, der auf den Baum kommt, erhält das Uebel und da er es nicht wieder wegbringen kann, stirbt er davon.


Gegend von Neukloster, Wismar, Dömitz. Lehrer Lübsdorf.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 108.
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