449.

[115] Gegen Seitenstechen wurde früher Silybum marianum L. (vulgo Nähkkürn) cultivirt, findet sich jetzt aber nur noch wenig verwildert und wird wohl selten noch angewandt. Dagegen findet man hie und da die schädlichen Körner von Datura stramonium (Stechapfel) noch gegen dies Leiden angewandt. Es geschieht dies und Aehnliches nach der im Volke allgemein herrschenden Ansicht, daß man die ›Geister‹ – die inneren heilenden Eigenschaften – der Pflanzen an ihren charakteristischen äußeren Eigenschaften, an ihrer Form, erkenne und – similia similibus – Gleiches mit Gleichem heilen könne, das Stechende also mit Stechendem; wie denn C. Boll (Archiv XIV, S. 137, Anmerk.) mehrere Fälle aufführt, daß man[115] das Seitenstechen durch Eingeben zerstoßenen Glases habe heilen wollen.


FS. 535.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 115-116.
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