451.

[116] Suchtenprobe. Die Länge des Menschen von der Fußsohle bis zum Scheitel ist gleich der Ausdehnung von einer Fingerspitze zur anderen der ausgebreiteten Arme. Ist jene Ausdehnung kürzer, so leidet der Mensch an den Suchten, womit eine Art schleichendes Fieber gemeint ist; doch gibt es der Suchten neunundneunzig. Der damit behaftete Mensch lege sich mit ausgebreiteten Armen platt auf die Erde. Man nehme einen Hollunderstab und messe ihn von der Sohle bis zum Scheitel und von der Fingerspitze des Mittelfingers einer Hand bis zur Fingerspitze der anderen. Ist jene Länge kürzer als diese, so ist der Mensch krank, und dann wird der Stab in einen Rauchfang gehängt; mit dem Vertrocknen desselben schwindet die Krankheit. Beträgt jedoch die Länge mehr als von der Fingerspitze bis zum Ellenbogen, so ist die Krankheit unheilbar.


Elbgegend. Lehrer Kreutzer.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 116.
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