788.

[166] Quitschenbom (Sorbus aucuparia). Herzog Gustav Adolph schickte 1670 den 1. Mai Gerichtsdiener in seiner Residenz Güstrow umher, welche nachsehen sollten, ob die Thüren auch mit ›Kreutzen‹ bezeichnet, oder mit ›Quitzenstreuchen‹ besteckt seien. Ersteres war vielfältig der Fall, letzteres fand man nirgends. Aus einem späteren Verhör ergibt sich, daß man Walpurgis-Abend solche Quitzenstreuche an die Stallthüren zu stecken und am andern Morgen das Vieh damit zu ›quitzen‹ oder zu streichen pflegte. Ein alter Schneider gesteht, daß seine Tochter einem Jungen, welcher solchen Busch in die Stadt gebracht, ein kleines Zweiglein abgenommen und ihren Bruder damit gequitzet habe. Vor dreißig Jahren, erzählt er, hätten die Kinder seines damaligen Meisters denselben auch gequitzet, worauf derselbe gesagt, er wisse schon, was sie wollten, und habe ihnen 3 Schillinge gegeben. Darauf seien sie auch zu ihm gekommen. Das Bestecken der Stallthüren mit Vogelbeer-Zweigen am Walpurgis-Abend, um die Hexen abzuhalten, und das Peitschen der Kühe am nächsten Morgen mit eben diesen Zweigen, damit sie reichliche Milch gäben,[166] wie nach dem Obigen auch der gequitzte Mensch ein Geschenk geben mußte, ist noch in diesem Jahrhundert im Amte Schwerin vorgekommen.


Schiller 1, 28.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 166-167.
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