1629.

[341] Himmelsbrief. Als Manuscript gedruckt. Holzschnitt: Jesus Christus mit einer Strahlenkrone umgeben, nach oben zeigend, steht auf einer Wolke.


Himmelsbrief.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! So wie Christus im Oelgarten still stand, so soll Alles Geschütz still stehen. Wer dieses bei sich trägt, der wird nicht getroffen von dem feindlichen Geschütz und er wird vor Dieben und Mördern gesichert sein, er darf sich nicht fürchten vor Degen, Gewehren, Pistolen, denn so wie man auf ihn anschlägt, so müssen durch den Tod und Befehl Jesu Christi alle Geschütze still stehen, ob sie sichtbar oder unsichtbar, Alles durch den Befehl des Engels Michaels, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Gott sei mit uns! Wer diesen Segen gegen die Feinde bei sich trägt, der wird von den feindlichen Kugeln geschützt bleiben, wer dieses nicht glauben will, der schreibe ihn ab und hänge ihn einem Hunde um den Hals und schieße auf den Hund, so wird man sehen, daß der Hund nicht getroffen und dies Wahrheit ist, auch wird Derjenige, der an ihn glaubt,[341] nicht von den Feinden gefangen genommen werden! So wahr ist es, als daß Jesus Christus auf Erden gewandelt hat und zum Himmel aufgefahren ist: so wahr ist es, daß Jeder, der an ihn glaubt, vor allen Waffen und Gewehren im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes unbeschädigt bleiben soll. Ich bitte im Namen unsers Herrn Jesu Christi Blut, daß ihn keine Kugel treffen möge, sie sei von Gold, Silber oder Blei; Gott im Himmel halte mich von Allem frei im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Dieser Brief ist vom Himmel gesandt und in Holstein im Jahre 1724 gefunden worden, und schwebte über der Taufe Magdalenens, wie man aber denselben angreifen wollte, wich er zurück, bis zum Jahre 1791, als Jemand mit dem Gedanken umging, selbigen abzuschreiben. Ferner sagt er, daß Derjenige, welcher am Sonntage arbeitet, von Gott verdammt sei; ich gebe euch sechs Tage, dieselbe zu verrichten, und am Sonntage sollt ihr in die Kirche gehen, so daß Jedermann, Jung wie Alt, für seine Sünde betet, damit er Vergebung der Sünden empfängt; ihr sollt auch nicht boshaft schwören bei meinem Namen, begehret nicht Silber oder Gold und sehet nicht nach fleischlichen Lüsten und Begierden, denn so bald ich euch erschaffen habe, so bald kann ich euch wieder vernichten, Einer soll den Andern nicht tödten mit der Zunge und sollt nicht falsch gegen eure Nächsten sein. Freuet euch über eure Güter und Reichthümer nicht. Ehret Vater und Mutter. Redet nicht falsch Zeugniß wider eure Nächsten, so gebe ich euch Gesundheit und Segen. Wer an dieses nicht glaubt und sich nicht darnach richtet, der wird keinen Segen und kein Glück haben. Dieser Brief soll von Einem und dem Andern abgeschrieben, oder auch zum Druck übergeben werden, und wenn ihr so viel Sünden gethan habt, als Sand am Meere, Laub auf den Bäumen oder Sterne am Himmel sind, sollen sie euch vergeben werden, wenn ihr glaubt und Alles thut, was dieser Brief euch lehrt und sagt; wer das aber nicht glaubt, der soll sterben. Bekehrt euch oder ihr werdet ewig gepeinigt werden und ich werde euch am jüngsten Tage fragen, dann werdet ihr mir Antwort geben müssen wegen eurer vielen Sünden. Wer diesen Brief im Hause hat, oder bei sich trägt, dem wird kein Donnerwetter schaden, und ihr sollt vor Feuer und Wasser und aller Gewalt des Feindes behütet werden.
[342]

Ein Brief an Jedermann!

Ein Graf hatte einen Diener, welcher sich für seinen Vater B.G.H. das Haupt abschlagen lassen wollte; als nun solches geschehen sollte, da versagt des Scharfrichters Schwert, und er konnte ihm das Haupt nicht abschlagen, als der Graf dieses sah, fragte er seinen Diener, wie geht das zu, daß das Schwert dir keinen Schaden zufügen kann? worauf der Diener ihm diesen Brief mit den Buchstaben B.F.J.K.H.B.K.N.K.L.J.F.H.B.K.M.K. zeigte. Als der Graf dieses sah, befahl er, daß ein Jeder diesen Brief bei sich tragen sollte. Wenn Jemand die Nase blutet, oder sonst blutigen Schaden hat und das Blut nicht stillen kann, so nehme er diesen Brief und lege ihn darauf, so wird das Blut gleich stille stehen. Wer dieses nicht glaubt, der schreibe die Buchstaben auf Gewehr oder Degen und stelle sich alsdann an einen bestimmten Ort, so wird er sich nicht verwunden; auch kann Derjenige nicht bezaubert werden und seine Feinde können ihm keinen Schaden zufügen. Wer diesen Brief bei sich trägt, ist besser als Gold.


Zu haben bei G. Kühn in Neu-Ruppin. – Mitgetheilt von Frau Pastorin Willebrand in Hagenow.


Frau Pastorin Willebrand fügt der Mittheilung dieses Briefes hinzu:


Der Bruder unseres Mädchens besuchte dieses und zeigte ihr den Himmelsbrief, welchen er sich aus Neu-Ruppin hatte kommen lassen, weil das Gerücht im Gange, daß im Mai (1867) eine Anzahl junger Leute zu Soldaten gemacht werden sollten, um in den Krieg gegen die Franzosen zu ziehen. Da hatte der arme Mensch sich nicht gescheut, einen halben Thaler für beifolgenden Schutzbrief auszugeben, dem Beispiele mehrerer seiner Kameraden folgend.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 341-343.
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