Don Juan in der Hölle.

[14] Als Don Juan genaht den unterirdschen Fluten,

Und als er den Obol an Charon gab, ergriff

Stolz wie Anthistenes, im Auge finstre Gluten,

Ein Bettler starken Arms die Ruder in dem Schiff.


In Fetzen das Gewand, die schlaffen Brüste hängend,

Wand sich der Frauen Schar in schwarzer Himmel Pein,

Schlachtopfern gleich, gequält, zuhauf sich angstvoll drängend,

Und wild umheulte ihn ihr langgezognes Schrein.


Voll Spott rief Sganarelle nach dem verheißnen Lohne,

Don Luis wies im Kreis der Toten längs dem Strand

Mit greiser Zitterhand nach dem verruchten Sohne,

Der sein ergrautes Haar zu höhnen sich verwand.


Keusch bebt' in tiefem Gram die magere Elvire

Und schien vom treulosen Gemahl, den sie geliebt,

Ein Lächeln zu erflehn, süß wie die ersten Schwüre,

Die bang in zarter Glut die junge Liebe gibt.


Ein großer Mann von Stein, sein voll Gewaffen zeigend,

Stand an dem Steuer, das die schwarze Flut durchquert';

Jedoch der stille Held, auf sein Rapier sich neigend,

Sah in den Strom und hielt nichts seines Blickes wert.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 14-15.
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Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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