An eine Kreolin.

[52] In duftumhauchtem Land, in fremden Sonnenreichen

Sah unter Bäumen, die ein Purpurglanz umrinnt,

Wo Schlaf von Palmen tropft, Traumregen zu vergleichen,

Ich eine Dame, die ein Zauber fremd umspinnt.


Der Schönen zierem Hals, dem Angesicht, dem bleichen,

Entleuchtet stolzer Reiz, der Herzen ihr gewinnt.

Gleich schlanker Jägerin scheint sie durchs Land zu streichen,

Ihr Aug ist klare Ruh, ihr Lächeln stumm-gelind.


Kämt, Herrin, Ihr dereinst zum wahren Ruhmeslande,

Zur grünen Loire und zum milden Seinestrande,

Wert, daß entschwundner Zeit Paläste euch empfahn,


Zu euch dann, die umhegt von schattger Stille, flehten

Sonette, reich erblüht im Herzen der Poeten,

Die euren Augen mehr als Schwarze untertan.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 52-53.
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Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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