Klagen eines Ikarus.

[86] Wer die Liebe der Dirnen genossen,

Ist befriedigt und ohne Gram;

Mein Arm ist gebrochen und lahm,

Weil er Wolkengebilde umschlossen.


Das Sternheer, das vom Himmel glüht,

Ist schuld mit seinem seltnen Scheine,

Daß mein geblendet Aug alleine

Erinnerung von Sonnen sieht.


Umsonst wollt ich den Raum durchdringen,

Um End und Mitte zu erspähn;

Ich fühle, rettungslos zergehn

Vor fremdem Glutblick meine Schwingen.


Mich, den verbrannt der Sehnsucht Glut,

Lebendge Schönheit zu erkennen,

Krönt nicht der Ruhm, nach mir zu nennen

Den Abgrund, drin mein Leichnam ruht.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 86-87.
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Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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