Sammlung.

[87] Sei linde, o mein Schmerz, und sänftige dein Klagen.

Den Abend riefest du, schau seine Wiederkehr:

Aus seinem trüben Dunst siehst du die Stadt entragen,

Den einen ist er süß, den andern sorgenschwer.


Indes die Sterblichen nach niedren Freuden jagen,

Gepeitscht von der Begier, dem Henker mitleidleer,

Und bittre Reue heim vom Sklavenfeste tragen –

Fern ihnen, reich die Hand, mein Schmerz, mir und komm her!


Sieh auf Altanen du des Himmels die entwichnen,

Verstorbnen Jahre in Gewanden, in verblichnen,

Und wie aus Wassern sich die Wehmut lächelnd hebt,


Sich unter einem Tor die Sonne sterbend breitet,

Und wie ein Leichentuch, das weit gen Osten schwebt,

Horch, o Geliebte, horch, der Nacht, die leise schreitet.


Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 87-88.
Lizenz:
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Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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