Dreizehnte Szene.

[316] Rätin. Cäcilie.


RÄTIN. Der Mensch ist ausgewechselt. Da heißt es wohl: stille Wasser trügen. Aber er war immer exaltiert. – Hat er sich denn entschuldigt? Warum kommt er heut' abends nicht?

CÄCILIE trocknet die Augen, gefaßt. Ich habe ihn gereizt. Hätten Sie uns doch allein gelassen, Mama –

RÄTIN. Du konntest ja reden – aber du sagtest kein Wort.

CÄCILIE. Es war mir unmöglich. Auch hatte ich wirklich unrecht.

RÄTIN. Ei was! – Man muß den Männern niemals das letzte Wort lassen. – Aber ich hätte mir nicht eingebildet, daß der sanfte, junge Mensch so heftig perorieren könnte.

CÄCILIE. Er ist ein edler, ein vortrefflicher Mensch!

RÄTIN. Aber ein Trotzkopf. Du wirst noch deine Not mit ihm haben. – Der Vater räuspert sich. Tu nichts dergleichen. Ich will ihm schon sagen, was er zu wissen braucht.


Quelle:
Eduard von Bauernfeld: Ausgewählte Werke in vier Bänden. Band 1, Leipzig [o.J.], S. 316.
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