Vierzehnter Auftritt.

[46] Vorige. Blase. Später: Auguste die aus ihrem Zimmer kommt und im Hintergrunde bleibt.


BLASE. Hermann, geliebter Mündel – Herr Spitz, ach, ich kann vor Rührung keine Worte finden. So eben bin ich dem Herrn Sekretär begegnet. Seine Excellenz der Herr Präsident lassen mir sagen – Hermann, Sie sind – Schluchzend. Assessor geworden.

SPITZ. Assessor?

AUGUSTE tritt vorwärts. Assessor?

BLASE. Wirklicher Assessor! Denke Dir, Nichte! Kaum dreiundzwanzig Jahre und schon etwas Wirkliches.

AUGUSTE. Das ist wirklich zum Erstaunen. Gratulire, junger Herr – junger Herr Assessor!

BLASE. Nichts mehr mit junger Herr! Ein wirklicher Beamter ist niemals jung, ist eo ipso und ex off[ici]o mündig. Herr Baron, ich hoffe, Sie fühlen die Wichtigkeit dieses großen Moments. Seit Sie in die Wirklichkeit getreten sind, sind Sie kein Jüngling mehr, sind Sie ein Mann.[46] Ich werde Sie auch in Zukunft als solchen behandeln. Augenblicklich setz' ich die Schrift auf an die hochlöbliche Behörde und ersuche, daß man Sie großjährig erklärt.

HERMANN. Großjährig?

AUGUSTE. Wunder über Wunder!

BLASE. Ja, großjährig! Wir brauchen keine Obervormundschaft – nicht wahr, Herr Spitz? Zu Hermann. Aber ich hoffe, Sie werden auch in Zukunft meinem väterlichen Rathe folgen, wie bisher – nicht wahr, Herr Spitz? – Doch das ist keine Frage! Denn die Familienbande – – haben Sie mit meiner Nichte gesprochen, haben Sie? Hat er, Nichte? Aber gleichviel! – Auguste, Herr Assessor, ich segne Euch provisorisch. Jetzt an die hochlöbliche Behörde. Ab in das Seitenzimmer rechts.

SPITZ beobachtend. Assessor – und großjährig!

AUGUSTE auf Hermann weisend, der in sich gekehrt steht. Jetzt ist der Philister fertig.


Ende des ersten Aufzuges.


Quelle:
Der deutsche Michel, Revolutionskomödien der Achtundvierziger. Stuttgart 1971, S. 46-47.
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