409. Der Tanzteich

[283] Beim Dorfe Sachswerfen an der Straße von Nordhausen nach Ilfeld, dicht unter einem abschüssigen Gipsfelsen, liegt ein Teich, der über sechs[283] Morgen im Umfang hat. Einst stand an dessen Stelle ein Wirtshaus, darinnen ward alle Sonntag getanzt; das wäre nicht sündlich gewesen, aber die Tanzlust der Menschen wuchs so sehr, daß sie auch unter der Kirche schon zu hüpfen und zu springen begannen. Als es das erstemal geschah, kam ein Gewitter und schlug in einen Baum ein; beim zweiten Male erbebte die Erde, daß alle Balken krachten; beim dritten Male, da sich die Tanzenden nicht durch diese Anzeichen irren und warnen ließen, schickte der Herr ein Wetter und ein Erdbeben zugleich; das Wetter schlug in das Haus ein, und das Erdbeben machte es mit allen Musikanten und Tänzern in die Tiefe versinken. An des Hauses Stelle trat ein tiefer Teich, der bis heute der Tanzteich heißt. Im Teiche sollen viele und darunter uralte Fische sein. Vor Jahren hat sich in diesem Teiche ein rätselhaftes Tier blicken lassen, das niemand kannte. Da man aber Anstalten machte, es zu fangen, tauchte es unter und kam niemals wieder zum Vorschein. Das Wasser des Tanzteiches sieht schwarz und grausenhaft aus. Man erzählt, daß Kähne, auf denen der Teich befahren wird, zu tanzen beginnen. Nahe dabei ist eine Höhle, das Ziegenloch, dahinein soll das Wasser strudeln.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 283-284.
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