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STRUENSEE sich wendend und den Pagen erblickend, winkt ihm, näher zu treten.
PAGE einen Brief überreichend. Von Ihrer Majestät, der Königin.
STRUENSEE den Brief hastig öffnend, lesend. Wir sind gesonnen, heut' das Roß zu prüfen, das unser königlicher Bruder von England uns zum Geschenk gesendet. Seine Majestät der König werden uns begleiten. Wir wünschen sehr, lieber Graf, euch, wenn es euch die Geschäfte des Staates erlauben, im Gefolge unserer Cavaliere zu sehen.
Mathilde.
Zum Pagen.
Ich bin zu Ihrer Majestät Befehl.
Page ab.
[300] Zum Polizei-Chef.
Was bringt ihr mir?
POLIZEI-CHEF.
Ein schändliches Pamphlet
Ist uns zu Händen kommen, wie die Presse
Kein frevelhaft'res je geseh'n. Voll Lüge
Und gift'ger Schmähung.
STRUENSEE heftig.
Wider den König?
POLIZEI-CHEF.
Der Name Seiner Majestät ist nicht
Genannt, doch Eure Excellenz. –
STRUENSEE.
Nur gegen mich, so laßt es ungehindert
Den Weg zu dem gesammten Volke geh'n.
Das zagende Jahrhundert hat die Freiheit,
Die dem Gedanken ew'ge Worte leiht,
Wie eine sünd'ge Göttin festgeschmiedet.
Gefallen ist, von meiner Hand gelöst,
In diesem Lande ihre lästige Fessel.
Frei ist die Presse Dänmarks. – Sie empfängt
Den kühnen Ausdruck jeglicher Gesinnung,
Und sicher soll vor ihrem Rächerarm
Kein Haupt in diesem Land sich glauben dürfen.
Nur Einen giebt's, der über alle Meinung
Hoch wie die Gottheit steht; – das ist der König.[301]
Doch seine Diener, seine Unterthanen
Sind alle gleich vor ihrem Richterstuhl.
Und wen dies Recht entsetzt, wem's furchtbar scheint,
Der klage seine Schuld an, nicht das Recht. –
Ich wiederhol' es euch, ich will voraus
Nichts haben vor dem Letzten in dem Volk.
Zum Polizei-Chef, abgehend.
Herr Rath, ein Wort!
Beide ab ins Seitengemach. Detlev folgt.
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