V

[76] In Hohenthal herrschte die reinste Freude. Mit lautem Entzücken wurde der Graf bei seiner Ankunft von seinem[76] ihm entgegen eilenden Vetter begrüßt, und an der Thüre des Saales empfing ihn der Obrist, der ihm auch hatte entgegen gehen wollen, aber seine vom Alter geschwächten Kräfte waren nicht mehr hinreichend zur eiligen Bewegung. Er streckte dem Grafen die zitternden Arme entgegen, der gleich bei der Begrüßung bemerkte, daß der Greis in dem letzten Jahre, seit er ihn nicht gesehen, sich mit starken Schritten dem Grabe genähert habe, und ein Blick auf den Arzt, der sich im Saale befand und von dem Obristen unbemerkt leise die Schultern zuckte, bestätigte die schnell gemachte Bemerkung. Der Graf sendete der jungen Mutter alle mitgebrachten Geschenke und ließ ihr seine Ankunft melden, weil er durch keine Ueberraschung ihre Gesundheit in Gefahr bringen wollte. Der Arzt übernahm vorsichtig selbst die Anmeldung, und der Graf erneuerte gegen den Obristen seine freudigen Glückwünsche. Der Herr hat mir alles gegeben, sagte der Greis, um was ich in ängstlichen Stunden inbrünstig flehte; mein Kind ist erhalten und Gott hat ihr einen Sohn geschenkt, an dem sie so viel Freude und Trost erleben möge, wie sie mir selber gewährt hat. Er hatte, indem er diese Worte sagte, die vor Alter zitternden Hände gefaltet und richtete den thränenfeuchten Blick nach oben. Der Graf betrachtete gerührt die hinfällige Gestalt, und Graf Robert, der den Blick verstand, drückte mit trauriger Miene[77] die Hand seines Oheims. Der Arzt kam zurück und meldete, die junge Frau Gräfin sei zum Empfange des Herrn Oheims bereit, und die Männer begaben sich nach den inneren Zimmern. Es war dem Grafen wunderbar zu Muthe, als er das ehemalige Schlafzimmer seiner Gemahlin betrat, und mit anmuthiger Gebehrde und holdseligem Lächeln die liebliche Therese, den neugebornen Sohn in den Armen, ihm entgegentrat. Sie wollte ihn anreden, doch die heilige Rührung der ersten Mutterliebe machte, daß ihr die Stimme versagte. Sie reichte ihm das Kind entgegen und der Graf, von Gefühl überwältigt, neigte sich herab und drückte einen leichten Kuß auf die unschuldige Stirn des dem Leben bewußtlos entgegen schlummerden neuen Bürgers der Erde. Indem seine Lippen das zarte Kind berührten, zuckte das schmerzliche Gefühl durch seine Brust, daß der Himmel ihm das höchste menschliche Glück versagt habe, und er wendete sich ab, um dieß Gefühl nicht bemerken zu lassen. Der Graf Robert wollte seinen Sohn der Mutter aus den Armen nehmen, weil er jede Anstrengung für sie noch für zu angreifend hielt, aber die Frau Professorin trat hervor und vereitelte seine Absicht. Es geht nicht an, sagte sie ziemlich trocken, daß Sie mit dem Kinde so viel herum handthiren. Bloß deßhalb sind die ältesten Kinder so oft nervenschwach, weil die jungen Eltern mit ihnen wie mit einem Spielzeuge[78] umgehen. Ein Kind muß vor allen Dingen Ruhe haben und in den ersten sechs Wochen seines Lebens nichts anderes thun, als Nahrung nehmen und schlafen, dann werden gesunde Menschen daraus. Während dieser Rede hatte sie den Neugebornen zur Ruhe in sein Bettchen gebracht, und nun erst richtete sie ihre tiefste, ehrerbietigste Verbeugung an den Grafen, die dieser höflich erwiederte, ohne indeß sein begonnenes Gespräch mit der Mutter des Grafen Robert abzubrechen, der er sich, indeß die Frau Professorin sprach, hatte vorstellen lassen. Diese schüchterne, sanfte Frau hatte ihr Leben ohne alle Freude verblühen sehen; ihre Jugend war im Hause ihrer Eltern aus Mangel an Liebe traurig dahingeschwunden, Ihr Vater dachte nur an Handel und Gewinn, und nur sein Stolz verband sie mit dem Grafen, den er weder achtete, noch liebte. Im Hause ihres Gatten war ihr Leben eine Kette von Bekümmernissen und Kränkungen, die theils aus Mangel, theils aus dem Hochmuth der Freunde und Verwandten ihres Gatten, theils aus dessen eigenem Charakter entsprangen, den sie nicht achten konnte, obwohl sie sich ihren Gemahl zu lieben zwang. Armuth nöthigte sie, sich von dem Sohne zu trennen, den sie mit Leidenschaft liebte, und die vernachläßigte Erziehung ihrer Töchter zu beweinen, deren traurige Zukunft sich gar nicht berechnen ließ. Diese ganze drückende Last der Schmerzen war nun[79] von ihr genommen, aber ihr Herz zitterte noch lange in den Nachwehen der Leiden, als sie schon täglich Gott mit Thränen für die glückliche Wendung ihres Schicksals dankte. Nach langen kummervollen Jahren war sie nun der peinvollen Sorgen der Armuth entledigt, und sah sich und die Ihrigen mit allen Zeichen der Wohlhabenheit umgeben. Der Sohn, den die Abwesenheit seit den Kinderjahren ihr entfremdet hatte, war ihr von Neuem mit inniger Liebe zugewendet, die sich täglich mehrte, je mehr er das reine, liebevolle Gemüth der Mutter erkannte. Seine Gattin hatte sich ihr ganz in Zärtlichkeit hingegeben, und die verwilderten Töchter hatten das knabenhafte Toben längst mit den besseren Sitten sich entwickelnder Jungfrauen vertauscht. Der alte Obrist endlich hing mit dankbarer Freundschaft an dieser liebreichen Frau und sagte oft, indem er ihre Hand drückte: Wenn ich sterbe, ist mein Kind darum noch nicht verwaist, denn ihr bleibt eine Mutter, wenn der Vater scheidet. Dieses ruhige, sich in sanftem Wechsel kaum merklich bewegende Leben schien ihr nun von Neuem bedroht. Sie hatte die Ankunft des Grafen gefürchtet, auf die sich alle übrigen Glieder der Familie freuten, denn es schien ihr kaum möglich, daß ein reicher, vornehmer Mann ohne die Anmaßung auftreten sollte, die ihr schon bei minder begüterten und minder ausgezeichneten Mitgliedern der Familie ihres[80] verstorbenen Gatten so drückend geworden war. Sie war in dieser Meinung bestärkt worden, denn sie hatte sich herabgelassen, die Base des Arztes über die Persönlichkeit des Grafen auszufragen, weil sie sich gescheut hatte, diese Fragen an die Mitglieder der Familie zu richten, und diese hatte in ihrer Beschreibung vor Allem die stolze, vornehme Haltung des Grafen hervorgehoben. Sie rüstete sich also mit Geduld und beschloß mit Sanftmuth die Anmaßungen des Wohlthäters ihrer Kinder zu ertragen. Um so angenehmer wurde sie also überrascht, als der Graf zwar mit aller Feinheit der Sitten, die durch das Leben in der großen Welt erworben wird, sich ihr näherte, aber sie vor Allen mit der Höflichkeit und Achtung behandelte, die aus dem Gefühl entspringt und einen wohlwollenden Charakter bezeichnet. Bald fand sich also der Graf nur von dankbaren, liebenden Freunden umringt, und er bemerkte mit Vergnügen auch den jungen Gustav, der die Ferien der Universität benutzt hatte, um seinen großmüthigen Freund und Beschützer, den Grafen Robert, zu besuchen. Auch mit diesem Jüngling war eine große Veränderung vorgegangen. Er hatte sich männlicher ausgebildet und eine gewisse Aengstlichkeit im Betragen abgelegt, die durch das Drückende seiner früheren Verhältnisse entstanden war. Er nahm jetzt seine Stelle in der Gesellschaft mit anständiger Bescheidenheit ein;[81] auch nannte ihn Niemand mehr Gustav, sondern nach seinem Familiennamen Herrn Thorfeld.

Der Prediger hatte sich bald nach des Grafen Ankunft auf dem Schlosse eingefunden, und es wurde verabredet, daß die Taufe des Neugebornen am andern Tage Statt finden sollte. Da der Graf nicht lange im Kreise seiner Freunde verweilen wollte, so fühlte Niemand die Neigung, die wenigen Stunden des Beisammenseins durch geräuschvolle Gesellschaften zu verkümmern, und deßwegen sollte die Taufhandlung nicht durch laute, prunkende Feste verherrlicht werden, sondern die im Schlosse versammelten nächsten Verwandten schienen den jungen Eltern die würdigsten Taufzeugen.

Man versammelte sich des andern Tages im Saale des Schlosses. Der Obrist erschien in der Uniform mit dem von Friedrich dem Zweiten erhaltenen Orden pour le merite, und seine Gestalt erschien in der vollen Kleidung noch hinfälliger. Der Prediger saß abgesondert, sich zur Rede, die er beabsichtigte, sammelnd. Alles zur Feierlichkeit Erforderliche war geordnet, und die Taufhandlung sollte beginnen. Man reichte dem Obristen seinen neugebornen Enkel. Er wollte ihn in den Armen empfangen, aber die vor Alter und Rührung zitternden Glieder versagten ihm dem Dienst. Er deutete auf den Grafen und eilte mit bebenden Händen[82] die Thränen zu trocknen, deren er sich schämte, weil er fühlte, daß die Kraftlosigkeit des Alters eben so viel Antheil an ihnen hatte, als die Rührung der Liebe. Der Neugeborne wurde Walther genannt, nach seinem würdigen Großvater. Die Feierlichkeit war beendigt; die mannigfaltigen in den Herzen aller Theilnehmer angeregten Empfindungen schwanden nach und nach, und gaben einer ruhigen Heiterkeit Raum, die es gestattete, daß sich das Gespräch auch auf Geschäfte richtete. Der Prediger verließ nach der Mittagstafel das Schloß. Die Schwäche des Obristen erforderte Ruhe, deren die junge Mutter ebenfalls bedurfte, und der Graf schlug seinem Vetter einen Spaziergang vor, den dieser benutzen wollte, um den Oheim zugleich mit den Verbesserungen in der Bewirthschaftung bekannt zu machen. Ihr Weg führte die beiden Verwandten auch zu dem Besitzthume des Arztes und seiner Base. Der Bau war schon weit fortgeschritten. Der Graf lobte den etwas veränderten Plan, den das Treibhaus nöthig gemacht hatte, das nach des Arztes heftigem Wunsche mit dem Hause in Verbindung stehen sollte. Er lächelte, als er die Anlage zu dem Balkon bemerkte, der so viele Streitigkeiten veranlaßt hatte, und rieth dann seinem Vetter ernsthaft, den Bau des Hauses so sehr als möglich zu beschleunigen, damit er bald möglichst die Frau Professorin aus dem Schlosse auf eine freundschaftliche Weise entfernen[83] könne. Denn Sie werden bemerken, setzte der Graf hinzu, daß der sanfte Charakter Ihrer Mutter und die schüchterne Jugend Ihrer Gemahlin der wohlmeinenden Herrschsucht dieser Frau zu viel Raum geben, und deßhalb dieß Verhältniß, wenn es noch lange fortbesteht, am Ende sich nothwendig auf eine unangenehme Weise auflösen muß.

Der Graf Robert sah die Richtigkeit dieser Bemerkung um so mehr ein, da ihm mehr als ein Mal die rücksichtslose Dreistigkeit dieser Frau unangenehm gewesen war, die um so schroffer hervortrat, da sie nicht mehr durch den Grafen und seine Gemahlin in Schranken gehalten wurde, und für die übrigen Mitglieder der Familie nicht die gleiche Ehrfurcht empfand; da sie sich nun bewußt war, daß sie es wohl meinte, und immer das Gute und Verständige wollte, so kümmerte sie sich wenig darum, in welcher Form sie ihre Meinung ausdrückte.

Der Graf Robert fühlte sich heiter befriedigt durch die Anerkennung des Oheims, der allen Bestrebungen seines Vetters, die Bewirthschaftung der Güter zu verbessern, vollkommene Gerechtigkeit widerfahren ließ, und die Verwandten setzten ihren Weg fort, alles Geschehene und alles noch Erforderliche besprechend. Es war ein heiterer, milder Herbsttag, und auch der herannahende Abend behielt den milden, sommerlichen Charakter. Die beiden Freunde beschlossen den[84] Rückweg über die nahen Hügel zu nehmen und schlugen deßhalb einen Fußpfad ein, der bei einer einsamen, in einem engen Thale liegenden Mühle vorbeiführte. Als sie über die schmale Brücke des Mühlbachs schreiten wollten, blieben Beide unwillkührlich stehen. Die scheidende Sonne vergoldete das enge Thal, und des Abendhimmels Purpur und Gold spiegelte sich auf dem brausenden, schäumenden Mühlbach, der seinen funkelnden Schaum eilig hinunterstürzte und erst später als dunkelblaue Fluth, den blumigen Ufern schmeichelnd, sich durch das Thal schlängelte. Beide Freunde gaben sich den Eindrücken des schönen Abends hin, und die Erinnerung an die Mühen des Lebens entschwand ihrem Gedächtniß. Sie erstiegen die waldbewachsenen, noch reich belaubten Hügel und lächelten, wie ein durch die Tritte der Wanderer aus dem hohen Grase aufgescheuchtes Reh an ihnen vorüber sprang und sich im Fliehen mit klugen Augen nach den vermeintlichen Feinden umschaute. Sie gingen weiter, und ein nahes Rauschen im seitwärts liegenden dichten Gebüsch erregte in ihnen die Vermuthung, daß ein zweites Wild dem ersten folgen würde. Sie blieben stehen, ihre Blicke auf das Gebüsch gerichtet. Die Zweige desselben wurden auseinander gebogen und eine dürre Hand streckte sich hindurch. Ein bleiches Gesicht, das dunkles, verwildertes Haar und Bart noch bleicher erscheinen ließ, zeigte sich und stierte mit dunkeln,[85] glanzlosen Augen die beiden Verwandten an. Die bleichen, dünnen Lippen bewegten sich, doch blieb es ungewiß, ob sie zum Lächeln oder Reden die in dem abgemagerten Gesicht sehr lang erscheinenden Zähne entblößten. Spuren einer Uniform zeigten sich in den Lumpen, die den vorgestreckten Arm bedeckten. Der Graf starrte dieß Bild menschlichen Elends mit Entsetzen an; der Graf Robert aber rief, nachdem er noch einen Augenblick mit höchster Spannung die Erscheinung betrachtet hatte, die Hände zusammenschlagend: Heiliger Gott! es ist Wertheim! Der Genannte bejahte durch eine Senkung des Kopfes mit beinah wahnsinnigem Lächeln. Graf Robert sprang auf ihn zu. Einen Bissen Brodt, sagte er mit hohler, wie aus dem Grabe klingender Stimme, und auch für jenen, wenn es noch Zeit ist. Der jüngere Graf und sein Oheim waren durch das Gebüsch gedrungen und warfen einen Blick des Entsetzens auf die mit scheußlichen Lumpen nur unvollkommen bedeckten Glieder des als Wertheim Erkannten. Dieser deutete auf einen bewegungslos im Grase liegenden Gegenstand. Die Grafen wollten sich diesem nähern. Er wird todt sein, sagte Wertheim dumpf; es ist Lehndorf. Um Gottes Willen, einen Bissen Brodt!

Ich werde Hülfe schaffen, rief der Graf Robert und wollte in Verzweiflung fortstürzen. Bleiben Sie hier bei[86] Ihren Freunden, sagte sein Oheim, ihn zurückhaltend, ich weiß hier in der Nähe Hülfe.

Der Graf eilte auf einem Fußpfade quer durch den Wald und erreichte bald die versteckt liegende, einsame Hütte eines Waldwächters. Der Bewohner selbst war in den Forst gegangen, und nur sein Weib und ein Knabe von etwa zwölf Jahren waren im Hause. Der Graf erforschte dringend und eilig, zum Erstaunen des Weibes, welche Nahrung die Hütte bieten könnte, und entraffte ihren Händen einen Krug Milch, den er dem Knaben gab, indem er ihm eilig zu folgen befahl. Er wollte schon die Hütte verlassen, als er sich besann, dem Weibe ein Geschenk gab und ihr befahl, so eilig als möglich einen kleinen Wagen zu bespannen und damit auf der nahe gelegenen Stelle des Waldes zu erscheinen, die er ihr bezeichnete und die sie sehr wohl kannte.

Der Graf schritt so hastig voran, daß der Knabe, der den Milchkrug in Händen hatte, ihm kaum zu folgen vermochte, und so erreichten sie, ganz erhitzt, sehr bald den Platz, wo der Graf Robert mit Todesangst die Rückkehr seines Oheims erwartete.

Es war die letzte Kraftanstrengung gewesen, mit welcher Wertheim sich den beiden Verwandten zu nähern gesucht hatte. Er war dem Grafen Robert in die Arme gesunken, so wie dessen Oheim, um Hülfe zu suchen, enteilte. Ich sterbe,[87] hatte er kaum hörbar hervor geächzt, als der bekümmerte Freund ihn sanft auf den Boden niedersenkte. Ein leises Stöhnen des andern Elenden zeigte, daß auch dieser noch lebe. Der Graf Robert brachte Reisig zusammen, breitete seinen Mantel darüber und suchte nun beide unglückliche Freunde in eine bequemere Stellung zu bringen, indem sie neben einander mit den Köpfen auf dieser Erhöhung ruhten. Das kraftlose Aechzen der Verschmachtenden zerriß sein Herz. Mit entsetzlicher Angst erwartete er die Rückkehr des Oheims, denn er fürchtete, jeder Augenblick könne der letzte der Leidenden sein.

Endlich erschien der Graf, selbst sehr erhitzt, und ihm folgte mit von der Eile glühendem Antlitz der Knabe. Die matten Blicke der Sterbenden richteten sich dem Retter entgegen. Der Graf nahm den Krug aus den Händen des Knaben, der mit weit geöffneten Augen die Schreckbilder menschlichen Elends anstarrte. Er neigte sich zu Wertheim, dessen vor Begierde zitternde Lippen sich dem Rande des Kruges näherten, den die abgemagerten Hände mit krampfhafter Gewalt umspannten und nicht wieder lassen wollten. Der Graf, der das Gefährliche des Uebermaßes nach langer Entbehrung kannte, brach mit Gewalt die Finger des gierig Schlürfenden aus einander und wendete sich zu dem Leidensgefährten desselben, der in kaum vernehmbaren Tönen über[88] die Selbstsucht des Freundes klagte. Als auch dieser erquickt war, sendete der Graf den Knaben dem Fuhrwerk entgegen, das auch nicht lange ausblieb. Die beiden Unglücklichen wurden auf den mit Stroh gefüllten kleinen Leiterwagen gehoben, mit den Mänteln der Grafen bedeckt und Graf Robert begleitete dieß Fuhrwerk, das sich auf den Waldwegen nur langsam fortbewegen konnte, indeß sein Oheim auf Fußpfaden voran eilte, um den Arzt von dem Geschehenen zu benachrichtigen und die Aufnahme der Kranken im Schlosse vorzubereiten.

Quelle:
Sophie Bernhardi: Evremont. Theil 3, Breslau 1836, S. 76-89.
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