Siebente Scene

[97] RÖSEL allein, steckt den Kopf hervor, kriecht dann leise auf den Knieen hinter der Hecke hervor, und sieht in possirlicher Stellung dem Günther nach, endlich sagt sie aufspringend. So! – jetzt ist der Spitzbube weit genug entfernt! – Wie ist mir denn? Was war das Alles? Summt mir's doch im Kopfe, als wäre eine Windmühle darin. Froh. Der Junker liebt mich von ganzer Seele! Traurig. Gefangen haben sie ihn in den dunkeln Kerker geführt. Froh. Und, »Du bist mein!« hat er gesagt. Traurig. Und gewiß verfolgt ihn der böse Nollingen unschuldig. Plötzlich besonnen. Aber mit dem Pergament hast du sicher einen sehr klugen Streich gemacht, Pfeffer-Rösel; das war gewiß ein Glück, daß er es nicht mehr hatte. Sie nimmt es unter der Schürze hervor, und faßt es säuberlich mit zwei Fingern, hebt es in die Höhe, und legt nachdenkend den Finger an den Mund. Wer mir sagte, was da drinnen steht! – Das sind wohl die Papiere, die sie dem Ralph abnahmen, und darin muß eine große Spitzbüberei stecken, weil der Nollingen so wichtig damit thut. Sagte er nicht: »nie darf der Kaiser sie erblicken!« Ei, ei, schau, schau, – wenn's richtig damit wär', warum fürchtet er den Kaiser? So viel ist einmal gewiß, der Schatz ist besser aufgehoben in meiner Hand, als in der Seinen. Aber was mach' ich nun damit? – Vor allen Dingen such' ich den Antonio auf, denn ich glaub's nicht, daß er fortgereist ist, und find' ich ihn nicht,[97] Pause. nun, so wird mir schon auf eig'ne Faust Etwas einfallen; an Muth und klugen Gedanken hat's der Pfeffer-Rösel nie gefehlt, und nun ich gar sein Röschen geworden, wird mich die Liebe auch nicht im Stiche lassen.


Läuft ab.

Der Vorhang fällt.


Ende des vierten Aufzuges.
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Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 97-99.
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