Vierte Scene

[64] EWELINE in elegantem Gesellschaftskleide kommt aus der Seitenthür rechts. Mein Gott, wo bleibt er? Sie geht zur Seitenthür links und horcht. Ich höre nichts; es ist längst neun Uhr vorüber, länger als eine halbe Stunde darf ich die Tante nicht allein lassen beim Präsidenten, sie wäre im Stande, herunter zu kommen und mich zu suchen. Sie geht unruhig hin und her. Nein, ich nehme keinen ihrer Protegé's – ich liebe diesen Julius! Gott weiß, wie mir das geschehen konnte, aber er hat mein Herz gestohlen, ehe ich mich dessen versah! – Wenn ich nur über seine Absichten Licht hätte! Ich glaube, wahrhaftig, ich wäre thöricht genug, ihn zu heirathen. Aber es ist etwas so Schwankendes, so Eigenthümliches in seinem Betragen; und – was soll ich ihm denn zu verzeihen haben? Hätte vielleicht sein Vater schon anderweitig über ihn verfügt? Erschrocken. Oder ist er am Ende schon gar verlobt? Das wäre abscheulich!


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849, S. 64.
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