Achte Scene

[68] Vorige. Klara.


KLARA tritt ein. Zu Befehl!

EWELINE. Der Gärtner wollte wahrscheinlich meine Befehle betreffs der Blumen für morgen holen. Sage ihm nur, Sie winkt ihr[68] bedeutungsvoll zu. in einer halben Stunde möge er wieder kommen!

KLARA. Verstehe! Werde es bestens besorgen! In die Seitenthür links ab.

EWELINE bemüht, ihre Verlegenheit zu verbergen. Nun, Herr Krabbe – Sie meinten, der Baron sei in mich verliebt? Hat er Ihnen das gesagt?

KRABBE schlau. Ne, das nicht, allein ich weiß es! Er kommt zu Ihnen, er muß in Sie verliebt sein; denn wenn ich denke, wie mir zu Muthe ist, Kokettirend. da muß ja solch ein junger Kerl Feuer speien.

EWELINE. Ha, ha, ha! das ist prächtig!

KRABBE. Nicht wahr? Nun, Sie können uns unglücklichen Vätern helfen!

EWELINE. Ich? wie sollte ich?

KRABBE. Sie sind doch auch ein Bischen verliebt in ihn, nicht wahr?

EWELINE beleidigt. Mein Herr, mit welchem Rechte –

KRABBE. Na nu, machen Sie mir nichts vor! Er geht hier aus und ein –

EWELINE. Richtig; daraus folgt aber doch nicht, daß ich ihn – liebe?

KRABBE desperat. Nun, wenn Sie ihn auch nur heirathen, dann sind wir schon zufrieden!

EWELINE aufmerksam. Wie? Wer sind diese »Wir?«

KRABBE. Nun – Stockt. der alte Baron und ich!

EWELINE sehr lebhaft. So kommen Sie also im Auftrage des Herrn Baron?[69]

KRABBE sehr verlegen. Ja – das heißt – ich sollte – na nu – ich sollte einmal zusehen, ob Sie geneigt wären, sich zu der Heirath schleunigst zu entschließen – denn es ist periculum in mora! Ach wenn Sie wüßten –

EWELINE. Aber mein Herr, ich –

KRABBE fällt plötzlich vor ihr auf die Knie. Ach Gott, du Gerechter, erbarmen Sie sich über unsere Noth! Nehmen Sie ihn – thun Sie's aus Menschenliebe! Sehen Sie, das Heirathen ist für junge Leute eine bittere Medizin, die heilt!


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849, S. 68-70.
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