Zehnte Scene

[71] Vorige. Klara.


KLARA die zurückkommt, erstaunt. Ein Fremder?

EWELINE sie näher winkend. Hast Du besorgt?

KLARA leise. Er war nirgends mehr zu finden.

EWELINE leise. So suche ihn im Garten; gewiß ist er dort, und sage ihm – sein Vater sei hier bei mir.

KLARA geht wieder links ab.

BARON ihr näher tretend. Gnädige Frau, Sie wissen nicht, was Sie von mir denken sollen. Ich kam, offen gesagt, um von Ihnen selbst zu erfahren, ob mein Sohn Julius wirklich –

KRABBE ängstlich einschaltend. Ob Sie geneigt wären –

BARON grimmig. Herr Krabbe!

KRABBE ohne sich stören zu lassen. Wie ich schon die Ehre hatte, Ihnen zu sagen –[71]

BARON. Ich bitte mir aus, Herr Krabbe –

KRABBE wie oben. Durch Ihre werthe Person den jungen Mann zur Vernunft –

BARON ganz perplex. Herr Krabbe – diese Unverschämtheit –

EWELINE anmuthig. Ich habe sie ihm bereits vergeben, um der guten Meinung willen, die ihr zu Grunde liegt. Ich weiß durch Herrn Krabbe, daß Sie eine Verbindung Ihres Sohnes mit mir wünschen, jedoch – –

BARON sie schnell unterbrechend. Haben Sie wohl keine Lust, Ihr Schicksal einem solchen Freiheitsnarren anzuvertrauen?

EWELINE ernst. Herr Baron, Ihr Sohn ist ein Mann von Kopf und Herz. Er liebt sein Vaterland und empfindet für das Volk. Ich achte ihn hoch, denn seine Ansichten sind auch die meinen.

BARON. So! Da sind Sie wohl so etwas wie eine Emanzipirte?

EWELINE lachend. In gewisser Beziehung, ja! das heißt, ich bin mein eigner Herr und wähle mein Schicksal selbst.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849, S. 71-72.
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