Dritte Scene

[17] Vorige. Denise, gleich darauf Leblanc.


DENISE in Balltoilette heiter, frisch, anmuthig und unbefangen. Aber Charles – Sieht Adolph. Ah Graf Adolph! Sie sind endlich da – und verstecken sich in das leere Musikzimmer? Das ist abscheulich! Und es ist so hübsch heute, so sehr hübsch, wissen Sie; wir können tanzen so viel – und schwatzen mit wem wir wollen, Mit strahlendem Gesicht. denn Madame Armande hat glücklicherweise ihre Migraine, und mußte oben bleiben. Ach und ein Thé dansant mir zu Ehren, all meine Pensionsfreundinnen[17] dazu, Papa mit den alten Herrn am Spieltisch, und keine Gouvernante als Polizei hinter uns, so stelle ich mir die Zustände im Paradiese vor!

CHARLES. Das heißt – in dem Paradies der Backfische, die sich außer Athem schwatzen und doch nichts sagen. Was willst Du denn eigentlich, daß Du uns hierher nachläufst?

DENISE schmollend. Nichts von dem ungezogensten aller Brüder, ich wäre Dir auch nicht nachgelaufen, wenn Rose mich nicht geschickt hätte Dich zu fragen: wo Graf Adolph bleibt, den wir so sehr vermissen.

CHARLES spöttisch. Sie hören es Graf, Sie werden vermißt.

ADOLPH. Denise scherzt nur.

DENISE. Nein, nein, es ist mein voller Ernst. Wer auch tanzt die Francaise wie Sie? Wissen Sie, Rose hat noch keinen Schrit getanzt –

ADOLPH rasch. Wie? Das wäre –

DENISE. Die Wahrheit! Kein Tänzer convenirt ihr, o sie ist so eigensinnig, so eigensinnig – als wären wir noch in der Pension! Plötzlich verklärt. Horch – da fängt die Musik an – hören Sie?

ADOLPH zerstreut. Ich höre nichts!

CHARLES. Wer könnte die paar Instrumente durch acht Zimmer bis hierher hören?

DENISE ganz Leben. O Tanzmusik würde ich durch den Kanonendonner einer Schlacht hören! Horchend, singt. Trala, trala! Ach, es ist eine Polka! Kommen Sie, geschwind, geschwind, Graf Adolph! Hängt sich an seinen Arm. Ich halte das nicht aus. Eine Polka! Eine Polka! Zieht ihn fort.

ADOLPH im Gehen. Reizende Libelle! Sie könnten einen Cato zum passionirten Tänzer machen! – Beide stoßen im Abgehen auf Leblanc.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Gesammelte dramatische Werke, Band 10, Leipzig 1863, S. 17-18.
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