4. Weißes Fräulein in der Baumburg.

[4] Mündlich von Hundersingen.


In der Baumburg bei Hundersingen sei ehedem ein Fräulein gewesen, das oft herauskam und den Leuten auf dem[4] Felde Brod, Käs und Kuchen brachte. Ein Hundersinger hatte da einen Acker. Der nahm nie Brod oder sonst was mit. Deß wunderte sich die Bäurin und fragte ihn. Der erzählte ihr, daß ihm immer seit langer Zeit ein weißes Fräulein Brod, Wein, Käs und Kuchen brachte. Mal kam der Knecht hinaus, dem aber der Bauer auftrug, ja dem Fräulein nichts zu leid zu thun. Der Knecht bekam das Nämliche. Das andere Mal behielt er die Gabel, und das Fräulein kam nimmermehr, habe nochmal verzweiflungsvoll umgeschaut am Hügel3.

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Urkundlicher Name der »Baumburg« ist Buenburg, Buwenburg, Bawenburg. 1092: Dietrich von Buinburg. Eberhardus de Buwenburg. 1286 Ulrich von Buenburg. Von 1267 an erscheinen die Buwenburg fortlaufend in Kreuzthaler Urkunden. Riedl. Oberamts-Beschrbg. S. 196. »Die von der Baumburg« sollen gefürchtete Raubritter gewesen sein; sie haben den Bauern, die in der Nähe ackerten, oft das Saatkorn gestohlen. In der Baumburg soll ein Schatz liegen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 4-5.
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