352. Wurzach versunken.

[230] Panzer II. S. 135. Nr. 206. Von Herrn Herberger.


Westlich am Wurzacher Riede steht ein großer Bauernhof. In diesen soll einst am späten Abende ein altes Weib gekommen[230] sein, welches die Stadt Wurzach, in der man ihr kein Nachtlager gönnte, verwünschte. Aus dem Brunnen mit einem Löffel Wasser schöpfend, sprach sie: »So gewiß ich diesen Löffel voll Wasser ausgieße, so gewiß wird bis Morgen Wurzach versunken sein.« Am andern Morgen war die Stadt versunken, und man hörte nachher die Hähne aus der Tiefe krähen201.

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Sagen von versunkenen Städten kommen oft vor. Temme, Sagen von Pommern und Rügen S. 23 ff. Curtze, Volksüberlieferungen S. 232. Nr. 62. Kuhn 41 Anmerkung. Meier S. 33. Nr. 29. Schwartz, Urspr. d. Mythol. 263-266. – In dem Kloster Maria-Rosengarten in Wurzach soll ein Gemälde sein, worauf die alte Stadt Wurzach vor ihrem Untergang mit Wall und Mauern zu sehen. Wurzach soll wirklich versunken sein; man stößt im Ried noch auf Spuren, die dieses bestätigen. Vgl. die Sage von Wurzach oben.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 230-231.
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