356. Versunkene Burg.

[232] Schriftlich.


Bei Ochsenhausen ist ein Hügel, genannt »Burghalde«. Eines Abends soll mal ein gewaltiger Erdstoß im Schlosse verspürt worden sein, der sich bald wiederholte, und plötzlich mit Donnergekrach versank das Schloß in den Boden. Kein Mensch habe sich können retten. Die Bewohner des naheliegenden Dorfes Goppertshofen, die von der ganzen Geschichte nicht das Mindeste gemerkt hatten, konnten sich nicht einbilden, wohin das feste Schloß ihres Herrn gekommen sei, bis es später auf wunderbare Weise bekannt wurde. Von der Kammerjungfer des Grafen erzählt man sich, daß ihre Seele keine Ruhe fand, sondern sich alle Abend einem armen Taglöhner zeigte und ihm sagte, daß das Schloß auf[232] der Burghalde untergegangen sei, und daß ein Schatz im Berge drinnen verborgen liege von daher205.

205

Versunkene Schlösser, Klöster, Orte kennt die volksthümliche Tradition in Menge. Bei den Fehden der alten Zeit geschah es oft, daß der Feind über Nacht ein Schloß demolirte, ein Kloster wegrasirte, und des Morgens sahen die Leute verwundert, daß kein Schloß etc. mehr da sei, was die Sage als in Folge der Versinkung geschehen erzählte.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 232-233.
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