415. Teufel in der Kanne.

[268] Mündlich.


Im schwarzen Rößle zu Biberach befindet sich der Teufel in der großen Kanne im Tischeck. Dort hinein hat ihn nämlich der Kapuziner geschworen. Da war einst ein Wirth, der ein großer Unflath gewesen und auch allen Frommen zum Spott gesagt hatte, ihn dürfe der Teufel holen, wenn es welchen gebe. Kaum war's gesagt, als ein Jäger zur Thüre hereintrat und den Wirth mit ganz absonderlichen Augen ansah. Die Magd, welche ihn die Stiege hinaufgehen sah, bemerkte, daß der Jäger Bocksfüß habe und lief zu den Kapuzinern. Der Malefizpater kam eilig daher gelaufen und wußte den Teufel noch rechtzeitig zu bannen, denn schon hatte er den Wirth am Schopf. Der Pater ließ den Wirth in einen Zuber voll Weihwasser setzen, aus dem ihn der Teufel vergebens am Schopf herauszuziehen sich bemühte. Inzwischen beschwor der Malefizpater den Teufel und trieb ihn so in die Enge, daß er sich schließlich in des Wirths zinnerne Maaskanne zurückzog. Diese stellte man in das Tischeck, und bis auf diesen Tag sizt der Leibhaftige in ihr gefangen.

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Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 268.
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