465. Geist ruft aus dem Fläschchen.

[294] Mündlich.


Der Greutmâte (Greutmartin) ging mal Morgens in aller Früh in seinen Garten hinunter (bei Laupheim), um zu mähen. Da hörte er aus der nahen Hecke immer rufen: »Mâte, nimm mî mit, Mâte, nimm mî mit!« Greutmâte ging hin und fand ein gläsern Fläschchen, gut zugepfropft, das er mit heim nahm, lange Zeit im Hause aufbehielt in seinem Kasten. Nach einiger Zeit rief es wieder aus dem Fläschchen: »Mâte, laß mî 'rauß, î zeig dir viel Geld!« Mal gab der Greutmâte nach und machte auf, der Geist mußte ihm vorher den Ort, wo Geld liege, sagen. Mit Zischen und Brausen gings zum Gütterlein heraus, der Decke oben zu und wie das Donnerwetter hinaus; eine Oeffnung blieb, die man heutzutage noch sieht. Mit dem Geld war's nicht weit her. Der Greutmâte und einige andere Männer, die in die Mitwissenschaft gezogen worden, fanden nichts, als eine große Eisenkiste, hautleer.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 294-295.
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