514. Die Hexe zu Obermarchtall.

[319] Obermarchtallische Chronik S. 82.


Unschuldig gefoltert, gestand eine Hexe, um den Schmerz zu enden, betheuerte dem Scharfrichter ihre Unschuld und sagte im lezten Augenblicke zu ihm: »der Pfahl, an dem sie gebunden, werde nach ihrem Tode blühen.« Dieses soll denn auch, obwohl der Pfahl vom Feuer stark angegriffen worden, geschehen sein267.

267

Die Sagen von dürren Stäben, die wieder Blüten treiben, sind zahlreich und gründen sich auf IV. Mos. XVII, 8. Vgl. rabbinische Legenden von dem Stabe Mosis bei Eisenmenger, neuentdecktes Judenthum. Bd. I. S. 337 ff. Th. Vernaleken, Mythen u. Bräuche S. 118. Grimm, deutsche Sagen Nr. 180. 355. 454; die Literatur dieser Sagen bei Vernaleken S. 119. In Legenden ist dieser Zug ungemein häufig. Eine zahlreiche Literatur dieser Art Sagen und Legenden bei F. Liebrecht, Gerv. Tilb. otia imper. S. 22. 112. Anmerk. 40a. Vgl. Legenda Aurea v.J.a. Voragine cap. 126. und c. 95. In Thietmars von Merseburg Chronik VII. 54. haben wir einen ähnlichen Zug von unserer Sage. Ein Unschuldiger wird an einen dürren Baum aufgehängt, worauf dieser grünte und zeigte, daß es ein Märtyrer Christi war. Vgl. Lasaulx, Philosophie der Geschichte 1857 S. 119 Anmerk. Ich erinnere hier auch an die Märe vom »Tanhauser«. Ueber den grünenden Stab siehe den Aufsatz: »die Sage vom Ritter Tanhauser, dessen Leben und Lieder,« im Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung Nr. 305 (v.H. Holland) Anmerk. 3 und 7. Grimm, Myth. S. 888. Gräße, Tannhäuser und Ewige Jude. 2. Auflage. S. 28. Anmerk. 9. In der Legende von S. Pantaleon kommt das Grünen und Blühen des dürren Baumes auch vor.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 319.
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