1.

[333] Zwei Männer von Wurmlingen (Tuttlingen), der Beattelseppel und der Konrad, gingen in der heiligen Nacht um 12 Uhr hinaus, um den Fahrsamen zu holen. Hinterfür stiegen sie zu ihren Kammerfenstern hinaus und gingen dem Löwenthal zu. Durften kein sterbigs Wörtlein reden. Da begegnet ihnen eine geisterhafte Kutsche, voller Frauen, die sie zum Reden bringen wollten. Beide hatten Angst genug; da kam eine dahergesprungen und schrie immer der Kutsche nach: sie sei ja die Köchin! und hatte hinten einen ungeheuren Kochlöffel stecken. Jezt gruselte es Beiden erst recht, sprangen heim und stiegen wieder rückwärts zum Kammerfenster hinein; wollten nimmermehr in's Löwenthal hinter gehen. Der »Beatkelseppel« war schon drinnen, hatte aber noch einen Fuß haußen, da sagte er: so jezt Gott Lob! da riß ihm der Böse sein Bein beinahe ganz heraus280.

280

Aus »Farrensamen« ging Fahrsamen hervor, welch letzteres falsch ist; vielleicht gab das Farrensamenholen in den Hexenprocessen Veranlassung dazu, als ob zum Nachtfahren etc. solcher Samen notwendig, was nicht erwiesen werden kann. Vgl. über »Farn« Grimm, Mythol. S. 1160. 1161.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 333.
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