667. Die Karpfengasse in Biberach.

[444] Mündlich.


Als mal die Riß austrat, lief das Wasser auch bis in die »Karpfengasse«. In einem Hause, wo zwei alte Leute wohnten, ein Mann und eine Frau, hatte ein Käfig oben in der Stube gehangen. Das Wasser drang fast bis in den zweiten Stock des Hauses. Eine Welle schlug des Käfigs Thürlein auf; der Kanarienvogel flog davon oder nicht davon; kurz, als das Wasser wieder zurücktrat, war ein schöner[444] Karpfe im Käfig. Der Mann hatte ob dem ausländischen Vogel große Freude, pfiff und sang ihm vor und meinte, als er den lezten Schnapper that und starb, er fange schon das Singen an. Daher die Karpfengasse ihren Namen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 444-445.
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