101. Der Charsamstag in Konstanz.

[80] An diesem Tage wurde in Konstanz bei jeder Kirche ein mittelmäßiges Feuer auf der Gasse angezündet. Junge und alte Leute legten sechs, acht bis zwölf Scheitlein Holz so in dasselbe, daß jedes Scheitlein etwas anbrannte. Während dies geschah, ging die bekannte Funktion des Scheiterweihens durch den Priester vor sich. War dies geschehen, so zog Jeder sein Holz heraus, löschte es ab und nahm es mit nach Hause. Entstand nun im Sommer ein Gewitter, so begaben sich die Weibspersonen in die Küche, machten ein Feuer an und legten ein geweihtes Holz dazu. Dieses sollte bewirken, daß das von einer Hexe oder einem Wettermacher erregte Gewitter dem Hause nicht schaden könne.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 80.
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