Fünfter Auftritt.

[24] KLARA. Hast Du sie geweckt?

HANNA. Natürlich. – Ich glaube zu wissen, was mit ihnen ist. Du auch?

KLARA. Gott, ja! – Ach, ich zittere am ganzen Leibe.

HANNA. Ist da irgend etwas zu tun?

KLARA. Nein; – ich müßte sehen, das Schlimmste abzuwenden. – Oh! – Da lag gestern etwas in ihren Augen! Nun versteh' ich es.

HANNA. Sie haben ihres Vaters Glauben nicht mehr.

KLARA. Sie haben ihres Vaters Glauben nicht mehr. – Wie mögen sie gerungen und gelitten haben, die Ärmsten! Sie, die ihren Vater über alles in der Welt lieben und ehren!

HANNA. Deshalb waren sie auch gestern so schweigsam. Darum konnte auch das geringste Wort sie aus der Fassung bringen. Deshalb hat Rahel Dir auch geschrieben. Es mußte jemand hier sein, – und sie selbst hatte nicht den Mut dazu.

HANNA. Das mag schon sein. – Wie mögen sie innerlich gekämpft haben?!

KLARA. Die armen Kinder, die armen Kinder!

HANNA. Da kommt Elias.

KLARA. Ist er da?

ELIAS wirft sich vor dem Bett der Mutter auf die Knie und bedeckt das Gesicht mit den Händen. Ach, Mutter!

KLARA. Ja, ja –! – Ich weiß, ich weiß!

ELIAS. Du weißt –? Kann es Schlimmeres geben, sag'?

KLARA. Nein, das kann es nicht.[24]

ELIAS. Als er gestern sagte, wir sollten heut früh um sieben –

KLARA. ...Schweig! Ich ertrag' es nicht.

HANNA. Deine Mutter kann es nicht vertragen.

ELIAS. Nein, nein! – Ich wußte ja, es mußte kommen. So oder so. Es mußte am Ende der Dinge kommen.

HANNA. Vermagst Du's auch mit anzuhören?

KLARA. Ich muß. – Sag' mir –

HANNA. Was denn?

KLARA. Elias ... bist Du da?

ELIAS. Hier bin ich, Mutter.

KLARA. Rahel?

ELIAS. Was meinst Du, Mutter?

KLARA. Wo ist Rahel?

ELIAS. Sie steht gerade auf. Wir blieben zusammen wach bis Mitternacht. Länger konnte Rahel nicht.

KLARA. Wie, Kinder, – wie – wie ist das nur gekommen?

ELIAS. Daß wir unseres Vaters Glauben verloren?

KLARA. ...daß Ihr Eures Vaters Glauben verlort!


Quelle:
Björnson, Björnstjerne: Gesammelte Werke. Berlin [1911], Band 5, S. 24-25.
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