Die 7. Histori sagt, wie Ulenspiegel daz Weckbrot oder daz Semelbrot mit andern Jungen aß und wie er daz uber Macht essen müst und darzu gschlagen wart.

[22] Nun waz in dem Flecken, darin Ulenspiegel mit siner Muter wonte, ein Gewonhet: Welcher Hüßwirt ein Schwein schlug, so giengen der Nachburen Kinder in das Huß und assen da ein Suppen oder Brei, daz heisset daz Weckbrot. In dem Land wond ein Meier in demselben Flecken, und der waz so karg an seiner Kost und dorfft doch den Kindern das[23] Weckbrot nit versagen und gedacht einen Sin, wie daz er sie des Weckbrotz müd wolt machen und schnit in ein Molckenkar von Fetten Rinden des Brotz. Als die Kinder kamen, Knaben und Töchterlin – und da waz auch Ulenspiegel mit –, da ließ er sie ein und schloß die Thür zu und begoß da die Suppen oder das Weckbrot. Und der Murcken waren wil meer, wa die Kinder möchten ußessen. Und wan eins darvongieng und vol waz, so kam derselb Hußwürt und het ein gute Schmicken und schlug sie umb die Lenden, das ein jedlicher uber Macht essen müst. Und der Hußwürt wüßt nun wol von Ulenspiegels Büberei, also daz er uff ihn achthet. Wan er ein anderen umb die Lenden hüw, so traff er Ulenspiegel noch baß. Das treib er so lang, bitz sie die Murcken, das Weckbrot, gar uß müsten essen. Und dennen bekam das so wol als dem Mund das Graß. Unnd darnach wolt keiner meer gon in des kargen Manß Huß, das Weckbrot oder die Metzelsupen essen.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 22-24.
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