Die 18. Histori sagt, wie Ulenspiegel Brot kouff nach dem Sprichwort, als man sagt: »Wer Brot hat, dem gibt man Brot.«

[54] Trüw gibt Brot. Da nun Ulenspiegel den Doctor also bedort het, kam er darnach gen Halberstat und gieng uff dem Marck umb und sahe da, daz es hart und kalt Winter waz. Da gedacht er: »Der Winter ist hart und wegt der Windt darzu saur. Du hast offt gehört, wer Brot hat, dem gibt man Brot!« Und koufft für zwen Schilling Brot und[55] nam ein Disch unnd gienge für den Thum zu Sant Steffan zu ston und het feil. Und hielt sein Gaucklerei so lang, daz ein Hundt kam und nam ein Brot von dem Tisch und lieff damit den Thumhoff hinuff. Ulenspiegel lieff dem Hund nach. Dieweil kam ein Suw mit 10 junger Ferlin und stieß den Tisch umb. Und nam ein jetlich ein Brot in das Maul und lieff damit hinweg. Da ward Ulenspiegel lachen und sprach: »Nun sihe ich offenbar, das die Wort falsch seind, als man spricht: Wer Brot hab, dem gibt man Brot. Und das ward mir genummen.« Und sprach mer: »O Halberstat, Halberstat, der Nam von der dan. Dein Bier und Kost schmeckt wol, aber dein Pfeningseckel seind von Süwleder gemacht.« Unnd zoch da wider geen Brunßwick zu.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 54-56.
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