Die 33. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Bumberg umb Gelt aß.

[97] Mit Listen verdient Ulenspiegel Gelt einsmalß zu Bamberg, als er von Nürnberg kam und waz fast hungerig und da kam in einer Wirtin Huß, die hieß Frauw Künigine, die da ein fröliche Wirtin was, unnd hieß ihn wilckummen sein, dan sie sahe an seinen Kleidern, daz es ein seltzamer Gast waz. Als man nun des Morgens eßsen wolt, da fragt ihn die Wirtin, wie er es halten wolt, ob er ubers Mal wolt[98] sitzen oder ob er daz Pfennigwett wolt essen. Ulenspiegel, der antwurt, er war ein armer Gesel, und bate sie, daz sie ihm etwaz umb Gots willen wolt zu essen geben. Die Wirtin sprach: »Fründ, in den Fleischbäncken oder in den Brotbäncken gibt man mir nüt vergebens, ich muß Gelt darumb geben. Darumb muß ich für daz Essen auch Gelt hon.« Ulenspiegel, der sprach: »Ach Fraw, es dient mir auch wol, umb Gelt zu essen, warumb oder wieviel sol ich hie essen und trincken.« Die Frauw sprach: »An der Herren Tisch umb 24 Pfenig und an der nächsten Taffeln dabei für 18 Pfenig und mit meinem Gsind für 12 Pfenig.« Daruff antwurt Ulenspiegel: »Frauw, das meiste Gelt dient mir allerbest!« und satzt sich an der Herren Taffel und aß sich gleich sat. Als er nun vol waz und wol gessen und getruncken het, er sprach zu der Wirtin, daz sie ihn wegfertigen wolt, er müst wandern, dann er hät nit vil Zerung. »Lieber Gast«, sprach die Fraw, »gebt mir daz Malgelach, 24 Pfening, und gon, war Ihr wöllen, daz Euch Got geleid.« »Nein«, sprach Ulenspiegel, »Ihr sollen mir 24 Pfening geben, als Ihr gesagt hon, dann Ihr sprachen, an der Taffel es man daz Mal umb 24 Pfening. Daz hab ich ja also verstanden, daz ich solt damit Gelt verdienen, denn es ward mir schwer gnug. Ich aß, daz mir der Schweiß ußbrach, als ob es Leib und Leben golten hät, so hätt ich nit mer essen mögen. Darumb so gebt mir mein suren Lon.« »Fründ«, sprach die Wirtin, »daz ist war, Ihr hon wol dreier Mann Kost gessen, unnd das ich Euch darzu lonen soll, das reimet sich gar nit. Doch ist es umb dis Malzeit zu thun, Ihr mögen wol damit hinweggon. Ich gib nun aber kein Gelt zu, daz ist verloren, und beger auch kein Gelt von Euch. Kumpt mir nit herwider. Dann sol ich mein Gäst daz Jar[99] umb al so speisen und nie mer Geltz uffheben dann von Euch, ich müst mit der Weiß von Huß und Hoff lassen.« Und da schied Ulenspiegel also von dannen und verdient nit vil Danckß.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 97-100.
Lizenz:
Kategorien: