1612. An Nanda Keßler

[272] 1612. An Nanda Keßler


Mechtshausen 16. Nov. 1907.


Meine liebe Nanda!

In meiner stillen Ecke, weit links von der Welt, erfahr ich fast nichts von den Geschäften da draußen; hab auch überhaupt wenig Verständniß dafür. Nur so viel seh ich: das amerikanische Publikum hat plötzlich Angst gekriegt. Aber vermuthlich wird's bald müde werden, sein Geld todt im Kasten zu laßen; und dann, wenn's wieder flott wird, geht das Getrieb weiter wie vorher. Es kommt alles in Ordnung. Nur gut, daß ihr Frankfurter, außer der Theilnahme für die englischen Verwandten, nicht weiter berührt seid davon.

Grete Thomsen war so freundlich uns auf acht Tage zu besuchen. Sie hat scharfe Augen und wirklich viel und genau gesehn in den belgischen Städten. – Die Photographien von ihrer niedlichen Hilde haben uns sehr gefallen.

Unser sonnig trockenes Herbstwetter wird uns zuwider allmählig: Wir brauchen Waßer.

Herzliche Grüße, liebe Nanda!, an dich und alle. Ich muß viel an euch denken.

Stets dein alter getreuer

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 272.
Lizenz: