Dreyzehnte Scene.

[33] Rosel, hinter ihr Zacharias. Rosel ist zurückgekommen.


ROSEL. Komm, Zachariesel, und thu' was ich dir schaff'. Da ist mein Portrait, das bringst dem Husaren hin. Sag ihm, in meinem Bild meinetwegen könnt er mich lieben, und wie er sich ausdruckt, anbethen, aber mit meinem Herzen sey's nichts. Ich muß mich zusamm nehmen, ich kann mit meiner Tugend nicht so verschwenderisch seyn, wie eine Andere. Ich bin so reich nicht. – So! jetzt sind zwey abgewiesen!

ZACHARIAS. Gut, gut, ich geh' schon –

ROSEL. Richt' aber deine Sachen ordentlich aus; daß ich mich auf dich verlassen kann –

ZACHARIAS. Ich werde gewiß obacht geben, ich hab' ja Schläg' g'nug kriegt.

ROSEL. Armer Zachariesel! Nun laß nur gehen; beym ersten Geld was eingeht, werd' ich an dich denken. Aber nur verschwiegen. –

ZACHARIAS. Was nützt mich's denken, wenn ich[33] nichts zu essen hab. Ich bin gewiß ein guter Bursch, mein Herz gar butterweich, ja ich wäre noch besser, aber mein Magen ist ein so halsstarriger Kerl, der murrt in einem fort! Es geht uns halt gar zu lang schlecht –

ROSEL. Nach Regen folgt Sonnenschein; wart bis mein Bruder aus Brasilien zurückkommt, der versteht die Kunst Träum' auszulegen; da setzen wir dann in die Lotterie, und was wir gewinnen, theilen wir –

ZACHARIAS. Da dürfen wir gar nicht lang warten. – In Gott's Nahmen, ich sättige mich der Weil mit der Lieb – ich schau so oft ich hungrig bin, mein Viktorl, die Wirthstochter, an. Schweig armer Magen, erquick dich, weiches Herz, so denk ich mir – b'hüth Ihnen Gott! Ab.


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 33-34.
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