Zweiundzwanzigste Szene

[37] Toloysky als Wachkommandant. Vorige.


TOLOYSKY. Ich bitte Sie, geben Sie mehr auf das Tabakrauchen acht – alle Augenblicke sehe ich brennende Pfeifen – was nützt die Schildwache, wenn dem Unfug nicht Einhalt geschieht. –

STABERL. Herr Wachkommandant, ich bitt untertänigst: die Schildwache hat soeben gered't, das kann ich als ehrlicher Mann bezeugen, aber es nutzt nichts. Letzthin hat mich gar einer auf dem Posten um Feuer angered't – es ist grad so, als wenn ich statt des Teufels da stünd.[37]

TOLOYSKY. Und was haben Sie darauf gesagt?

STABERL. Ich hab gesagt, er möcht sich selber eins schlagen –

TOLOYSKY. Das war gefehlt –

STABERL. Nein, ich bitt um Vergebung, ich hab gesagt, er möcht sich ein anderes Mal eins mitnehmen –

TOLOYSKY. Das war wieder gefehlt.

STABERL. Nun, so weiß ich grad nicht, was ich gesagt hab – ja richtig, ich hab gesagt, vielleicht bei mir zu Haus auf dem Herd brennt eins –

TOLOYSKY. Das ist alles dummes Zeug. Sie haben hier keinen Diskurs zu führen. Sie haben solche Leute geradezu abzuweisen.

STABERL. Geradezu? Ja, er ist aber krumm gegangen!

TOLOYSKY. Das ist alles eins. Die Wache muß sich nichts vergeben; der Posten ist heilig; merken Sie sich das, und passen Sie auf!

STABERL. Ganz gut, Herr Wachkommandant. Geht einige Schritte auf und ab, dann schaut er auf seine Uhr. Abg'löst!

TOLOYSKY. Was fällt Ihnen ein, Sie sind ja erst aufgezogen. Toloysky zieht sich ins Wachthaus zurück.

STABERL. Ich bitt um Vergebung – meine Uhr ist stehengeblieben. Ich bin halt gern pünktlich. Geht wieder auf und ab. Was ist denn dort für ein Auflauf? Eine Menge Menschen jagt einem Schiffe nach.

KARL von innen. Käthchen, du bist betrogen!

KÄTHCHEN von innen. Zu Hilfe! Zu Hilfe!


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 37-38.
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