[23] [Titel]
Sauglocke
Greifet ihr zum Sammethunse, laßt ihn groß und strozend seyn, –
Traur'ges Surrogat vom Schwanze, ohne Leben Fleisch und Bein.
»Er grubelt und kitzelt zuerst mit dem Finger.
Willst du ihr bis ins Leben spritzen, so laß sie in den Schwanz dir sitzen,
Drück' sie herab und stoß zumal nachbohrend bis an's Keft den Stahl,«
Wie die Hunde zappelnd hangen »so auch ist dein Spitz gefangen«.
Seh' ich des Schlande's ungeheuren Schwanz
Auf mich gerichtet herrlich vor mir stehen.
So komm hervor du Bringer süßer Schmerzen.
[Schluß]
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»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
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