Zima, benutzen Sie diesen Augenblick. Aga Nakis unterhält Ihre Mutter. Ihre Erzieherin lauscht am Erker, ob Ihr Vater zurückkommt: nehmen Sie, lesen Sie, fürchten Sie nichts. Entdeckte man aber auch »Geschwätzige Kleinode« hinter Ihrem Nachttisch, glauben Sie etwa, daß man sich darob groß wundern würde? Nein, Zima, nein; es ist ja bekannt, daß »Der Sofa«, »Der Tanzaï« und »Die Beichten« unter Ihrem Kopfkissen lagen. »Sie bedenken sich noch? So wissen Sie denn, Aglae hat nicht verschmäht das Werk in die Hand zu nehmen, das Sie anzunehmen erröten.« »Aglae? Die tugendhafte Aglae?« »Fragen Sie eben die!« antworte ich. Während Zima sich mit dem jungen Bonzen Allelma langweilte oder vielleicht gar sich mit ihm vergaß genoß Aglae des unschuldigen[1] Vergnügens, mich über die Abenteuer Zaidens, Alfanens, Fannys usw. zu belehren. Ihr verdank' ich die wenigen Züge, die mir in Mangoguls Geschichte gefallen; sie sah sie durch und gab mir Winke, wie ich sie verbessern könnte. Denn Aglae ist eine der am meisten tugendhaften und am wenigsten erbaulichen Frauen im Congo, sie ist auch am wenigsten erpicht auf Schöngeisterei und dennoch eine der geistreichsten. Sollte dem ungeachtet Zima immer noch glauben sich zieren zu müssen? Noch einmal, Zima: nehmen Sie, lesen Sie, lesen Sie alles, selbst das Protokoll des reizenden Kleinodes. Man wird es Ihnen verdolmetschen, ohne daß es Ihrer Tugend etwas kostet: nur sei der Dolmetscher weder Ihr Gewissensrat, noch Ihr Liebhaber.

Quelle:
Denis Diderot: Die geschwätzigen Kleinode. München 1921, S. 1-2.
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