3.

[87] Hat ihnen gar zu hell geklungen

Der Ton von meinem alten Horn,

Hab' ihnen gar zu grell gesungen,

Den Herrn, sie schliefen just nach vorn.


Erwachten immer unbequemlich,

Und träumten sie auch noch so tief,

Sobald ich stattlich und vernehmlich

Vor ihrem Haus mein Sprüchlein rief.


Nun haben sie mir's weggenommen

Mein gutes, altes, liebes Horn,

Ein Pfeiflein hab' ich drein bekommen

Von Gott's- und Magistrates-Zorn;


Ein Pfeiflein, wie für Diebsgesindel

Und für der Haderlumpen Schwarm,

Die Kinder spielen in der Windel,

Mit solchen Dingern, Gott erbarm!


Sie meinten baß für mich zu sorgen

Und dachten, mir wär's schon genehm,

Daß ich nicht jeden lieben Morgen

Wie atemlos nach Hause käm'.


Prosit, Ihr hohen Herrn, ich merke,

Wo hier begraben liegt der Hund:

Nicht meiner guten Lungen Stärke,

Euer schlechter Schlaf allein ist Grund.


Doch Euch mag's zum Exempel dienen,

Ihr jungen Hörner fern und nah,

Verfistelt Euch in Piccolinen,

Geschieht Euch sonst, wie mir geschah!


Gottlob, daß ich so abgekommen,

Die Herrn sind sonsten nicht so faul,

Dem Heinz dem ward sein Horn genommen

Und schmissen ihn dazu aufs Maul!

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 87-88.
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