1. Strophen

[159] (Byron.)


O mein einsam – einsam – einsam Kissen,

Wo bleibt mein Herzensfreund, der süße, traute?

Ist es sein Schiff, das ich im Traum erschaute,

Weit, weit von hier, von Stürmen fortgerissen?


O mein einsam – einsam – einsam Kissen,

Die Stelle küss' ich, die sein Haupt umfangen;

Wie sind die Nächte langsam hingegangen,

Seit er mich ließ in diesen Kümmernissen!


O mein einsam, mein betrübtes Kissen,

Laß süß mich träumen, laß mein Herz nicht brechen!

Mein Liebster kommt – ich habe sein Versprechen;

Noch ist der Tod zu früh – du mußt es wissen.


Und hab' ich ihn – nicht mehr mein einsam Kissen,

In meine Arme will ich heiß ihn pressen;

O dann sei aller Kummer rasch vergessen,

Dann sei sein liebend Herz mein Sterbekissen!

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 159.
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