X.

Mittel, deren sich die Moscowiten zu ihrer Genesung bedienen.

[16] Es ist nicht zu laugnen, daß eine jede Nation eine besondere Art hat, sich von den Krankheiten,[16] die sie überfallen, zu befreyen. Das Bad der Moscowiter ist eines der besondersten Mittel. Sie fangen es damit auf folgende Art an:


Man heizt einen Ofen gewöhnlicher Weise, und wenn die Hitze ein wenig nachläßt, so kriechen fünf oder sechs Moscowiter, mehr oder weniger hinein und legen sich der Länge nach darinnen nieder, worauf man die Thür hinter ihnen zumachet, so daß sie kaum Athem holen können: wenn nun die Hitze unerträglich wird, so kriechen sie wieder heraus, schöpfen frische Luft, und begeben sich alsdann wiederum hinein; dieses wiederholen sie so oft, bis sie fast halb gebraten sind; alsdann machen sie sich so roth wie die Krebse heraus, und springen in den Fluß, oder, welches sie noch lieber thun, bedecken sich über und über mit Schnee, und bleiben so, nachdem ihre Krankheit beschaffen ist, mehrere oder wenigere Zeit über darinnen stecken.


Nouv. Mem. sur l'Etat present, de la grande Russie etc.

Mem. de Trevox. Aout. 1725. p. 1502.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 16-17.
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