XXXVII.

Eine neue Articulation oder Gliederfuge, die an dem Ort, wo ein Mensch den Arm gebrochen hatte, entstanden ist.

[72] Folgender besonderer Zufall erweiset deutlich, daß die Natur bisweilen der Beyhülfe der Kunst auch unter solchen Umständen, wo selbige höchst nöthig zu seyn scheinet, ganz wohl entbehren könne. Ein gewisser Mensch brach durch einen Fall den Arm, und wollte sich solchen, weil er sich für der Heftigkeit der Operation fürchtete, schlechterdings nicht mehr einrichten lassen. Er fieng so gar nach einiger Zeit an, den Arm zu bewegen, und gewöhnte sich so wohl dazu, daß er selbigen auch selbst an dem Ort, wo der Bruch war, beugen konnte. Man fande nach seinem Tod, daß daselbst eine[72] neue Articulation und eine neue Apophysis entstanden war; das Periostium, welches durch den Bruch zerrissen wurden, war an diesem Ort viel dicker geworden, so daß es gleichsam zu einem Ligament diente, die Articulation zu befestigen; und die beständige Bewegung des Arms verursachte, daß der Nahrungssaft der Gebeine, welcher ausser diesem die beyden durch den Bruch getrenneten Theile wieder vereiniget hätte, an die Seiten des Bruches laufen, und weil er klebrigt und schleimig wurde, sich an die äusseren Ende der gebrochenen Beine anhängen muste, wo er eine Apophysin1 verursachte. Fabricius Hildanus erzählet einen fast ähnlichen Zufall.


Nouv. de la repub. des Lettr. 1685. t. 4. p. 718.

Fußnoten

1 Apophysis ist ein Fortsatz des Beins oder eine Hervorragung der Herausstehung, so selbigem gleichsam als ein eigenes Theil anhängt.


Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 72-73.
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