LXXIII.

Ausnehmend feiner Geruch der Negern und eines Ordensgeistlichen, welcher dadurch die Keuschheit der Weiber und Jungfern unterscheiden konnte.

[159] Die Hunde sind nicht die einzigen Thiere, welche die Natur mit einem vollkommenen Geruch versehen hat; es hat Menschen gegeben, welche in diesem Stück den feinsten Jagdhunden nichts nachgaben. Der Pater Düreterre ein Dominicaner, erzählet in seiner Geschichte der antillischen Insuln, daß es daselbst Negern giebet, die einen so feinen Geruch haben, das sie die Fusstapfen eines Negern und eines Franzosen von einander unterscheiden können, wenn sie nur an den Ort riechen, wo sie gegangen sind. Der P. Laffiteau ein Jesuit, saget in seinem Buch von den Sitten der Wilden, daß sie einen feinen Geruch hätten, als irgend ein Jagdhund, und vermittelst desselben einen Franzosen von einem Engelländer in einer grossen Entfernung unterscheiden könnten. Es befand sich zu Prag ein Ordensgeistlicher, welcher die Personen aus dem Geruch unterscheiden konnte, wie man sie dem Gesicht nach kennet, und der vermittelst desselben eine keusche Jungfer oder Frau, von andern welche der Keuschheit nicht ergeben waren, ohne sich zu[160] betrügen, unterschiede. Dieser Mann muste viele Sachen riechen, die man ihm nicht sagte.


L'extrait du Journ. d'Angl. Journ. des Sav. 11. Feb. 1684.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 159-161.
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