XCV.

Ein Mensch starb aus Furcht für einem Schiffbruch, und der Marquis von Marignac wird durch den Schrecken, welchen ihm eine Stückkugel verursachte, vom Podagra befreyet.

[202] Eben dieser Schriftsteller hat mir gesagt, daß er bey einem Menschen, der eine Lustfahrt in die See gemachet, und daselbst von einem Sturm überfallen wurde, noch weit erschrecklichere Wirkungen der Furcht gesehen habe. Die Furcht für dem Schifbruch war so stark bey ihm, daß er nach Verlauf von sechs Stunden sturbe; und sich, noch vor seinem Tod an einigen Orten seines Leibes wirkliche Pestbeulen, als wenn er von dieser Seuche wäre angestecket gewesen, zeigten. Diese Leidenschaft verursachet aber nicht jedesmalen so fürchterliche Unordnungen: als im Jahr 1555 Sienna belagert wurde, so machte eine Stück-Kugel, die sehr nahe bey dem Marquis von Marignac vorbey striche, ihm einen solchen Schrecken, daß er das Podagra, von dem er gequälet war, auf einmal darüber verlohre.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 202-203.
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