Intérieur

[32] Verdunkelt war Dein weites Schlafgemach,

So ganz wie damals, und ein schwerer Hauch

Von welkem Lorbeer, Veilchen und Lavendel,

Erstickend, süß-betäubend koste, ganz

Wie damals, um die wonnig müden Nerven.


Mit schwanken Schritten trat ich ein bei Dir.


Ein schlankes Wachslicht schüttet fahlen Schein

Aus bronce-geschnittnem Riesengirandol

Und spielt und huscht und tänzelt launentoll

Um deines breiten Lagers üppig-weiße

Geraffte Schillerseide – um Dich selbst,

Die nackt und reglos ruht wie ein Gebilde

Von Künstlerhand, aus dunklem Erz getrieben.

Aus Deinem Aug', dem weiterschloss'nen, starrt

Erstickter Hass und höhnende Verzweiflung.

Und aus zernagten, breitgewölbten Lippen

In schwarzen Perlen rieselt langsam Blut

Auf deines breiten Lagers üppig-weiße

Geraffte Schillerseide .............

Eintönig hackt Dein Rosenpapagei

An seines Käfigs gelbe Messingstäbe – –

Er weiß ja nicht. – – –

Quelle:
Felix Dörmann: Sensationen, Wien 1897, S. 32-33.
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