Herr vertrawet mir was jr wölt / nur kein heymligkeyt.

[23] Man schreibt / daß ein Keyser zu Constantinopel /auff ein zeit da er güter ding vnn frölich gewesen / zu einem seiner Räth gesagt habe / was er jm thün soll? das soll er fordern / er wöll jn mit begnaden / Vnn da er nichts fordern wolt / sagt der Keyser / Er wöll jm all sein heymligkeyt / die er in seinem hertzen hett /vertrawē. Aber der Rath antwort / O Herr / Nicht /Nicht / vertrawet mir was jr wolt / nur kein heymliche sach. Da aber der Keyser fraget / wie das käme? Sagt der Rath / Es komme offt daß die herrn selbs nit schweigen künnen /[23] kompt dann ein heymliche sach auß / so můß dann der / der es nicht schuldig ist / die schuld haben / als sei es von jm außkommen / darüber er dann in fahr leibs vnnd gůts käme. Vnnd es ist warlich also / vnnd ist diser Rath ein weiser mann gewesen / der allerley bedencken gehabt hat in disem handel. Wer sich auch hüten kan / daß nit vil heymlichs von grossen herrn erfert / der sitzt am sichersten.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 23-24.
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